Die Künstlergilde Neersen im Museum „Insel Hombroich“

von Karl-Heinz Wehrmann;
Hombroich/Parlament (Foto: A. Richter)

Rast auf dem „Parlament“ von Anatol

Ulrich Venjakob machte den Vorschlag, den Feiertag zu nutzen, um je nach Wetterlage das Museum Insel Hombroich oder das Museum Abteiberg zu besuchen. Wir trafen uns um 11.00 Uhr am Schloss Neersen und entschieden uns, nach Prüfung der Wolkendichte, mehrstimmig für Hombroich. Nach kurzer Fahrt erreichten wir das Gelände und stiegen, ausgerüstet mit einem Lageplan, die Treppen hinab in die Auenlandschaft mit ihren Inseln und Tümpeln.

Entgegen früherer Erfahrungen mit der dort lebenden Tierwelt waren jetzt nur Enten zu begrüßen.

Insel Hombroich - Heerich Turm innen, Foto: Wikimedia Commons/Perlblau

Heerich Turm innen

Insel Hombroich - Heerich Turm, Foto: Wikimedia Commons/Runghold

Heerich Turm

Landschaftlich hatte der Herbst schon voll Einzug gehalten, aber man konnte sich dennoch die Ausstrahlung des Sommers vorstellen. Der erste Pavillon war nach Prüfung der Akustik und Betrachtung der Architektur schnell durchschritten, denn es gibt Gebäude, die nur durch sich selbst wirken. Irgendwann werde ich mir mal eine Konzert-CD hier anhören.

Insel Hombroich - im Labyrinth, Foto: Remi Mathis/Wikimedia

im Labyrinth

Im Labyrinth konnten wir Exponate diverser Kulturen und Kunstgebiete betrachten. Die Raumstruktur stand im Gegensatz zur eigenen Orientierung und erweiterte den Schwierigkeitsgrad durch vier Ein-/ AusgängeWir wählten dann den Weg zum Bistro und stärkten uns im Freien mit rustikalem Schmalzbrot, Eiern, Stuten und diversen Marmeladen (ich erinnere mich an frühere Besuche, da gab es auch Käse, Wurst und Quark). Zum Abschluss noch einen Kaffee der, wie alles vorherige, im Eintrittspreis enthalten ist.

Weiter ging es in Richtung des Parlaments von Anatol Herzfeld. Auf den Stahlstühlen holten wir uns einen kalten Po und wurden von Angela digital verewigt.

Jetzt befanden wir uns im Bereich von Beuys-Schüler Anatol, der hier viele seiner Arbeiten ausgestellt hat und sein Leben als Arbeitszeit deklariert und hier auch arbeitet.Unüberhörbar stellten wir fest, dass Anatol auf der Insel weilte. Hinter seiner Hütte arbeitete er an einem monumentalen Kreuz. Sein Werkgelände war eine Aufreihung von Materialien (natürlich hauptsächlich Eisen), Werkzeugen und fertigen/halbfertigen Arbeiten. Bewacht von seinen (Eisen) Wächtern.

Eingerahmt war der Platz von einigen Baumarbeiten und einer rot-weißen Kette. Mittlerweile brachte Erdmute Herzfeld einen Essenskorb für ihren Mann.

Insel Hombroich - Anatols Werkstatt, Foto: A. Richter

Anatols Werkstatt

Anatol unterbrach seine Arbeit um sich (wie ich dachte) mit uns zu unterhalten, doch er murmelte etwas von versicherungsrechtlichen Gegebenheiten auf Privatgelände und von Gesundheit und Abnehmen und verschloss den Zugang zu seinem Bereich mit der Kette. (Tatsächlich ist sein Bereich mit Haus im Grundbuch auf seinen Namen eingetragen, fällt aber nach seinem Tod an die Stiftung Insel Hombroich.)

 

Über eine Brücke betraten wir den historischen Park. Wege durch dicht Insel Hombroich, Foto: A. Richterbewachsenes Gelände führten uns zu Gewässern und zu, für unsere Begriffe, großen Urwelt-Mammutbäumen (Sequoia). Aus einiger Entfernung verkündete uns eine Stimme undeutlich etwas von Glaube, Jesus und Aposteln. Auf dem Steinstuhl direkt an der Erft predigte jemand einem imaginären Publikum.
In der Nähe steht die Soumagne-Klause. Soumagne, der Norfer Mundartdichter und Freund Anatols, den Anatol auch in Stahl verewigt hat.

Insel Hombroich - Khmer Köpfe in der Orangerie (Foto: Wikimedia Commons/Perlblau)

Khmer Köpfe in der Orangerie

In der Orangerie stehen Khmer-Skulpturen. Wir machten uns Gedanken, wie diese Skulpturen, die ja Kulturgut von Kambodscha sind, hier ausgestellt werden können. Wir konnten es nicht abschließend klären.

Vorbei an einigen geometrischen Marmorarbeiten betraten wir einen Bauerngarten mit Buchsbaum-gerahmten Wegen, die uns zum Graubner-Pavillon führten.

Der Doppelrundbau ohne Exponate forderte zu akustischen Experimenten heraus, denn Töne und Sprache, genau im Zentrum von sich gegeben, ergaben ein beeindruckendes Hörerlebnis; nicht jeder von uns war experimentierfreudig.Hier könnte man mit der Urschrei-Therapie arbeiten.

Insel Hombroich - Graubner Pavillon, Foto: Wikimedia Commons/Perlblau

Graubner Pavillon

Insel Hombroich - Graubner Pavillon - innen, Foto: Wikimedia Commons/Perlblau

Graubner Pavillon – innen

An allen Wegen sind Hocker und Bänke aufgestellt. Sie geben Gelegenheit zur Entspannung, wäre jetzt auch brauchbar gewesen, denn nach einigen Stunden auf den Beinen lockt eine Ruhepause.
Der Pavillon 15
12 Räume mit mehreren Sammlungsbereichenwar für uns noch eine große Herausforderung, denn die Aufnahmefähigkeit war nach allen bisherigen Eindrücken doch schon bald erreicht.

Zuvor erregten aber Apfelbäume unser Interesse, doch die brauchbaren Früchte hingen zu hoch! Der Pavillon war zwar wegen einer Veranstaltung geschlossen, aber von außen konnte man den Meditations-Raum auf der ersten Etage betreten. Von hier aus hat man eine erhöhte Aussicht über das gesamte Auengelände.

Insel Hombroich - Heerich Skulpturenpark, Foto: Wikimedia Commons/Perlblau

Skulptur im Heerich Skulpturenpark

Eine weitere Brücke führte uns zur Skulpturengalerie von Erwin Heerich. Zurück durch den historischen Park ging es vorbei am Literatur- und Kunstinstitut Rosa Haus in Richtung des Tadeusz-Pavillons, mit den überdimensionalen Werken von Norbert Tadeusz.

Aber wir konnten uns viele interessante Arbeiten aus der ganzen Welt und auch aus unseren Breiten ansehen. Auch Anatol stellte hier einige Skulpturen aus. Es ist festzustellen, dass Anatol Herzfeld von allen Künstlern mit den meisten Arbeiten vertreten ist. Das liegt sicherlich daran, dass er auf Hombroich arbeitet und auch mit dem Düsseldorfer Immobilienmakler, Kunstsammler und Begründer von Hombroich, Karl-Heinrich Müller befreundet ist, der ihn nach Hombroich geholt und ihm die Möglichkeit gegeben hatte, ein Haus nach eigenen Vorstellungen zu bauen.

Auf einer Kastanien-Allee ging es zum Grafischen Kabinett im Pavillon Schnecke.

Anatols 9 Wächter in einem Wäldchen querab konnten uns nicht daran hindern, die Taschen mit Kastanien zu füllen. Später stellte es sich heraus, dass es bei der Zubereitung der Maronen unterschiedliche Resultate gegeben hatte. Das ging von explodieren bis hart geblieben. Ein Profitipp sprach dann von 180 Grad im Backofen und 20 Minuten.

Insel Hombroich - Heerich "Schnecke", Foto: Wikimedia Commons/Perlblau

Heerich „Schnecke“

Anfangender Regen beschleunigte unsere Schritte, um noch einigermaßen trocken in die Schnecke zu kommen, der letzten Station unseres Rundgangs. In diesem Grafischen Kabinett konnten wir weitere Zeichnungen, Aquarelle, Radierungen und Wachs-Skulpturen bewundern. Im Zentrum der Schnecke konnte man durch eine Türe unmittelbaren Kontakt mit dem Regen bekommen, denn dort war es zum Himmel offen.

 

Den Rundgang beendeten wir wieder in der Cafeteria in gemeinsamer Runde an zweckmäßigen und strapazierfähigen Tischen. Es gab wieder Schmalzbrot, Stuten mit Marmelade, Kaffee und Wasser, wer es mochte, auch ein Ei.
Da es keinen direkten Weg zum Ausgang gibt, man müsste sonst durch die Teiche waten, ging es wieder zurück über das Labyrinth und am Turm vorbei zum Ausgang.
Mittlerweile waren wir ca. 6 Stunden auf der Insel und fuhren jetzt zurück nach Neersen.Hier trennten wir uns nach einem schönen und interessanten Tag.

Ansehenswert ist die Internet-Darstellung der Insel bis teilweise auf Exponat-Ebene.


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